Wildbienen
Bezaubernde und faszinierende Helferinnen der Natur
Wildbienen tragen einen wichtigen Teil zur Bestäubung von Blüten bei. Das gilt auch für die Blüten unserer Apfelbäume und Beerenstauden. Die Wildbienen sind frei und unabhängig unterwegs. Denn die meisten von Ihnen leben solitär und sind deshalb an kein Bienenvolk gebunden. Das heisst, sie sind äusserst flexibel und suchen Ihren Wohnort nach ihren Bedürfnissen. Wildbienen brauchen geeignete Nistplätze, gutes Baumaterial und genügend Nahrung.
Auf unserem Betrieb hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBl) im Sommer 2022 29 verschiedene Wildbienenarten gezählt. Eine Vielzahl von verschiedenen Wildbienenarten fühlen sich in unserem Obstgarten wohl und finden, was sie für ihren Alltag brauchen.
In diesem Öpfelblettli dreht sich alles um diese bezaubernden und fleissigen Insekten. Wir stellen Ihnen verschiedene Wildbienenarten vor. Wir erzählen Ihnen was für den Lebensraum der Wildbienen wichtig ist und zeigen, was wir bei uns auf dem Hof für die Wildbienen machen. Erfahren Sie ausserdem, wie Sie mit einfachen Mitteln Ihr eigenes Zuhause in eine Wohlfühloase für Wildbienen umgestallten können.
Wir wünschen Ihnen wachsame Augen. Vielleicht können Sie während einem Spaziergang oder im Garten eine Wildbiene bei Ihrer Arbeit beobachten.
Liebe Grüsse,
Ihre Familie Kuppelwieser
Lebensraum
Vier Pfeiler für eine Wohlfühloase für Wildbienen
Wildbienen brauchen Nahrung für ihr eigenes Überleben. Sie ernähren sich ausschliesslich von Pollen und Nektar. Deshalb muss von Frühling bis Herbst ein ausreichendes Angebot von Blüten vorhanden sein. Der Frühling bietet das reichhaltigste Angebot. Unzählige Bäume, Stauden und Blumen blühen. Im Sommer und Herbst ist es eine grössere Herausforderung, ständig blühende Pflanzen als Nahrung anbieten zu können. Es ist darauf zu achten, dass auch in diesen Monaten Pflanzen vorhanden sind, die blühen. Neben ausreichender Nahrung brauchen Wildbienen geeignete Orte, für den Bau ihrer Nistplätze. In der Nähe der Nistplätze sollte es ausreichend Material für dessen Bau zur Verfügung haben.
Als letzter wichtiger Punkt ist die Distanz zwischen Nahrung, Nistplätzen und Baumaterial zu berücksichtigen. Die drei Faktoren müssen sich im Flugradius der Wildbienen befinden. Nur so können sie den Fortbestand ihrer Art sicherstellen. Der Flugradius beschreibt die Fläche, auf der sich die Wildbienen bewegen. Bei manchen Wildbienen ist das ein Radius von gerademal 150 Meter. Das heisst, Nahrung, Nistplätze und Baumaterial müssen innerhalb dieses Flugradius vorhanden sein. Ansonsten ist der Lebensraum für Wildbienen ungeeignet.
Danksagung für die Unterstützung durch Barbara Beck-Wörner vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen
Fördermassnahmen
Tipps für die eigene Wildbienenoase
Wenn Sie einen für Wildbienen geeigneten Lebensraum schaffen möchten, sind die vier Pfeiler Nahrung, Nistplätze, Baumaterial und Nähe zu berücksichtigen (siehe Seite 2). Wildbienen benötigen Nahrung (Pollen, Nektar), Nistmöglichkeiten (Markstängel von Brombeeren oder Königskerzen, Schilfröhrchen, Morschholz, Sandsteinwände, offene Bodenflächen, Schneckenhäuser etc.) und Nistmaterial (Sand, Blätter) und das in Flugdistanz (je nach Art nur 150m).
Tipp Nr. 1
Achten sie darauf , dass von Februar bis Oktober immer etwas blüht. Weiden sind Frühblüher und können bereits im Februar wertvolle Nahrung bieten. Efeu hingegen blüht erst im Oktober.
Tipp Nr. 2
80% unserer Wildbienen sind Erdnister. Sie graben ihre Nistplätze in den Boden. Deshalb sollte für die Nistplätze eine offene Bodenfläche oder Sandsteinwände zur Verfügung stehen. Ein Insektenhotel ist zum Beobachten der Wildbienen geeignet, aber für dessen Schutz notwendig.
Tipp Nr. 3
Unordnung ist erwünscht. Nistmaterial finden Wildbienen in naturnah gestalteten Gärten, wo nicht immer alles weggeräumt wird. Totholz, Pflanzenreste und Laub sollte liegen gelassen werden. Pflanzenstängel sollten im Herbst nur bis auf ca. 30 cm ab Boden abgeschnitten werden. Verholzte Brombeerstängel können senkrecht an einen Zaun gebunden werden. Nistmaterial, das sogenannte Baumaterial, finden Wildbienen in naturnah gestalteten Gärten ausreichend, wenn Sie Holz, Pflanzenreste, Laub oder Sand liegen lassen und nicht immer ganz ordentlich alles wegräumen.
Wildbienen Portraits
Einblick in die Vielfalt der Wildbienen
Es gibt weltweit über 20‘000 Bienenarten. In der Schweiz sind über 600 Bienenarten heimisch. Von diesen vielen verschiedenen Arten ist eine einzige Art die Honigbiene. 40 Arten werden den Hummeln zugeteilt. Das heisst, dass die restlichen rund 560 Arten verschiedene Wildbienenarten sind. Viele dieser Wildbienenarten sind bedroht, da Druck auf ihren Lebensraum verübt wird. Mit den folgenden Portraits geben wir Ihnen einen Einblick in die vielfältige Welt der Wildbienen. Es werden Vertreter aus allen Gruppen (Erdnister, Totholz/Morschholz-Bewohner, Hohlraumbewohner, Markstängelbewohner) vorgestellt.
Die Häufige
Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
Gängige Bienenhotels sind oft von diesen Bienen bewohnt, denn sie bevorzugen Röhren mit einem Innendurchmesser von 8-10mm. Sie ist eine zuverlässige Bestäuberin von Obst.
Merkmal: rot leuchtender Pelz am Hinterteil
Lebensraum: Gärten, Parks, Waldränder, Siedlungen
Nistplätze: Hohlräume, welche mit Lehm verschlossen werden
Nahrung: Diverse Frühblüher (z.B. Weiden, Schneeball, usw.)
Flugzeit: März, April, Mai
Die Schöne
Pracht-Trauerbiene (Melecta luctuosa)
Unter den Wildbienen gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben. Besonders schön ist die schwarz-weisse Pracht-Trauerbiene
Merkmal: Schwarz mit weissen Punkten
Lebensraum: Weinberge, Sand-, Lehm- & Kiesgruben, Waldränder
Nistplätze: Erdnister
Nahrung: Verschiedene Pflanzenarten
Flugzeit: Ende April bis Ende Juni
Die Soziale
Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima)
Die meisten einheimischen Wildbienen leben alleine, also solitär. Eine Ausnahme ist die Blauschillernde Sandbiene, welche kommunal lebt. Sie lebt mit zwei oder mehr Weibchen derselben Generation in einem Nest zusammen. Im Nest hat jedes Weibchen ihre eigenen Brutzellen und versorgt diese mit Nahrung
Merkmal: Schwarz-blau mit weissen Haarflecken
Lebensraum: Sand-, Kies- & Lehmgruben, Weinberge, Flussufer
Nistplätze: Erdnister
Nahrung: Kreuzblütler (z.B. Hirtentäschelkraut, Raps, usw.)
Flugzeit: Mitte April bis Juli
Die Schmarotzerin
Felsen-Kuckuckshummel (Bombus rupestris)
Unter den Wildbienen gibt es einige, welche keine eigenen Nester bauen. Sie bedienen sich bei anderen. Diese parasitischen Bienen werden Kuckuksbienen genannt. Sie legen ihre Eier in ein fremdes Nest und lassen ihre Nachkommen von den Eigentümern des Nests füttern.
Merkmal: Ähnelt sehr der Königin der Steinhummel
Lebensraum: Extensive Wiesen, Halbtrockenrasen, Weiden
Nistplätze: Im Nest der Steinhummel
Nahrung: Löwenzahn, Knautien, Disteln, Flockenblumen
Flugszeit: Überwinterte Weibchen: Mitte April- Juni
Jung-Weibchen: Mitte Juli- Ende August
Die Künstlerin
Blattschneiderbiene (Megachile nigriventris)
Die schwarzbauchige Blattschneiderbiene ist eine wahre Künstlerin. Mit Mundwerkzeugen schneidet sie längliche, runde Stückchen aus Blättern. Diese Blattteilchen schiebt die Biene ins morsche Holz und baut daraus Brutzellen.
Merkmal: Bauchbürste schwarz behaart
Lebensraum: In der Nähe von Totholz
Nistplätze: Morschholz (nagt selbst Gänge ins weiche Holz)
Nahrung: Schmetterlingsblütler (z.B. Leguminosen, Erbsen)
Flugzeit: Mai bis August
Danksagung für die Unterstützung durch Barbara Beck-Wörner vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen
Jahreszyklus
Ein Bericht über die Massnahme der Wildbienen Pflege über ein Jahr
Kästen mit Nistplätzen für Wildbienen können den Lebensraum von Wildbienen ergänzen. Sie können die natürlichen Strukturen aber nicht ersetzen. Nistkästen müssen mit viel Sorgfalt und Fürsorge gepflegt werden. Beim Bau und der Beschaffung der Kästen sind verschiedene Punkte zu beachten (siehe Hinweisbox). Zudem ist wichtig zu verstehehn, dass nur ein Bruchteil der Wildbienen von Nistkästen profitiert. Rund 80% der Wildbienen sind Erdnister. Für all diese Wildbienen sind die Nistkästen unbrauchbar.
In unserem Obstgarten haben wir Nistkästen für Wildbienen aufgehängt. Sie sind ein Teil eines ganzheitlichen Konzepts, mit dem wir den Wildbienenbestand rund um unseren Hof erhalten und fördern. Dabei geben wir eine besondere Acht auf die behutsame Pflege der Kästen. Denn die Wildbienen tragen einen bedeutenden Teil zur Bestäubung unserer Äpfel und Beeren bei.
Wildbienen verbringen den Winter in den von ihren Eltern angelegten Brutkammern, sogenannte Kokons. In dieser Brutkammer schlüpft die Wildbienenlarve aus dem Ei. Die Larve frisst den Vorrat an Nektar und Pollen, den die Wildbienenmutter in den Kokon mitverpackt hat. Anschliessend verpuppt sich die Larve, überwintert als Puppe im Kokon und verwandelt sich schlussendlich in eine ausgewachsene Wildbiene. Für diesen Prozess brauchen die Kokons Ruhe, Dunkelheit und ausgeglichen kühle Temperaturen. Aus diesem Grund lagern wir die Wildbienenkokons aus unseren Nistkästen in unserem Kühler.
Im Frühling, vor Blühbeginn, nehmen wir die Kokons aus dem Kühler und verteilen diese draussen in die Nistkästen in unserem Obstgarten (Bild 1-3). Sobald die Temperaturen wärmer werden, schlüpfen die jungen Wildbienen aus ihren Kokons (Bild 4). Direkt nach dem Schlüpfen beginnen die Wildbienen mit der Suche nach Nahrung (Pollen und Nektar). Als Nebeneffekt dieser Nahrungssuche bestäuben die Wildbienen beiläufig unsere Apfelbäume und Beerenstauden.
Deshalb betreiben wir eine aktive Wildbienen Pflege. Von Frühling bis Herbst achten wir darauf, dass wir ein vielfältiges Blütenangebot anbieten. Dies beginnt im Frühling mit den ersten Krokussen, Winterschneeball, Traubenhyazinthen Apfelblüten und Taubnesseln. Gefolgt von den Blühstreifen im Sommer, bis hin zum Efeu im Herbst. Wir überlassen die Wildbienen während ihrer Flugzeit sich selbst. Sie suchen Nahrung und Nistplätze, paaren sich und bauen die Brutzellen. In diese Brutzellen reihen die Wildbienen die Brutkammern hintereinander auf. Sie bauen eine Brutkammer, verpacken genügend Nahrung und legen ein Ei in die Kammer. Anschliessend wird die Brutkammer verschlossen, eine Trennwand gebaut und mit dem Bau der nächsten Brutkammer begonnen. Das geht immer so weiter. So entsteht eine Reihe von Brutkammern, die letztlich vorne gut verschlossen werden, damit diese von Ausseneinwirkungen geschützt sind.
Sobald bei unseren Nistkästen ein Grossteil der Brutzellen verschlossen sind (Ende Sommer), sammeln wir die Kästen ein. Warten wir zu lange, werden die Kokons von Parasiten befallen. Das wollen wir unbedingt verhindern. Anschliessend zerlegen wir unsere Nistkästen vorsichtig und entfernen die Kokons behutsam (Bild 5-6). Dies ist nur dann möglich, wenn die Kästen aus Einzelteilen bestehen (siehe Hinweisbox). Wir geben die Kokons vorsichtig in kleine Kisten und stellen diese in unseren Kühler, damit sie Ruhe und Zeit für den Prozess des Schlüpfens und der Verpuppung haben (Bild 7).
Nachdem alle Kokons entfernt und eingelagert sind, werden die Nistkästen gründlich gereinigt. Es dürfen sich keine Milben oder andere Schädlinge in den Nistkästen ansiedeln. Danach lagern wir die Kästen an einem kühlen und geschützten Ort (unseren Kühlraum). Im Frühjahr (vor Blühbeginn) nehmen wir die Kokons aus dem Kühler, legen sie zurück in die Nistkästen und verteilen diese in unserem Obstgarten. Neben den kleinen Kokons, die im Kühler auf den Frühling warten, hoffen wir, dass in unserem Boden, in altem Holz oder in Pflanzenstängeln andere Wildbienenarten Brutzellen gebaut haben, damit in Frühling wieder eine Vielzahl an verschiedenen Wildbienen schlüpfen werden.
Was wir heute tun,
entscheidet darüber,
wie die Welt morgen aussieht.
Musik Sonntag
Musikalische Unterhaltung im Kuppelwieser Hofcafi
Den Sonntag geniessen, plaudern, singen und tanzen. Das können Sie im Kuppelwieser Hofcafé. An den folgenden Sonntagen spielen das Ländlertrio aus der Zentralschweiz Echo vom Hintere-Litzä, die Hoggläder oder Ueli Kühne lupfige Tanzmusik.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.