Frostige Nächte
Der Zauber und die Zartheit des Frühlings gegen Kälte schützen
Der Frühling ist entscheidend für die Ernte im Herbst. Gelingt es uns, unsere Bäume und die Blüten im Frühling vor Frost, Pilzen, Bakterien und Krankheiten zu schützen, ist die Chance gross, dass wir im Herbst mit einer guten Ernte rechnen dürfen. Oft hängt dies von ganz kleinen Faktoren ab. Ein Grad zu kalt, ein bisschen zu viel Wind oder ein paar Minuten zu spät reagiert. Wir leben und arbeiten über das ganze Jahr im Einklang mit der Natur. Die Natur konfrontiert uns täglich mit unterschiedlichsten Risiken, aber auch Chancen. Wie wir darauf reagieren, ist abhängig von unzähligen Faktoren. Wir versuchen immer über die aktuelle Wetterlage informiert zu sein, besonders im Frühling.
In diesem Öpfelblettli geben wir Ihnen einen Einblick, wie wir das Wetter und die Prognosen im Auge behalten. Wir beschreiben die verschiedenen Stadien einer Blüte und ab wann der Frost die Blüten beschädigen kann. Zudem erklären wir, wie wir unter welchen Bedingungen auf den Frost reagieren.
In der Jubiläumsgeschichte widmen wir uns dem technischen Fortschritt. Wir zeigen auf, weshalb es im Jahr 2007 an der Zeit war, Investitionen in die Technik zu tätigen.
Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Frühling und gute Unterhaltung beim Lesen.
Liebe Grüsse,
Ihre Familie Kuppelwieser
Blüte öffne dich
Die verschiedenen Stadien einer Apfelblüte
Grüne Spitze
Die Blüten durchlaufen verschiedene Stadien. Wenn die Knospen sich langsam öffnen und die Hüllblätter sich entfalten, werden an den einzelnen Knospen die grünen Spitzen der ersten Blätter sichtbar.
Mausohrstadium
Die Einzelblüten schieben langsam aus den Hüllblättern heraus. Dadurch, dass die Einzelblüten immer etwas mehr Platz beanspruchen, werden die Hüllblätter nach aussen gedrückt, was aussieht wie kleine Öhrchen.
Grüne Knospe
Sobald die einzelnen Blüten vollständig aus den Hüllblättern ragen, ist das Stadium der grünen Knospe erreicht.
Rote Knospe
Bei diesem Stadium öffnen sich auch die Kelchblätter langsam und die rosa Kronblätter (die eigentlichen Blütenblätter) werden sichtbar.
Ballonstadium
Diese zartrosa Blütenblätter wachsen und bilden einen Ballon.
Zentralblüte
Die Blüte in der Mitte des Blütenbüschels öffnet und entfaltet sich zuerst.
Vollblüte
Die anderen Blüten folgen eine nach der andern, bis alle Blüten vollständig offen sind. Indem sich nicht alle Blüten miteinander öffnen, wird sichergestellt, dass bei zeitweise schlechtem Wetter, trotzdem Früchte gebildet werden können.
Zarte Schönheiten
Ab wann ist es für die Apfelblüten zu kalt?
Über den Winter zieht der Apfelbaum den Zellsaft in den Stamm und die Wurzeln zurück. Wenn die Temperaturen im Frühling ansteigen, fliesst der Zellsaft zurück in die Äste und die Knospen öffnen sich langsam. Unsere ganze Apfelanlage verwandelt sich in ein prachtvolles Blütenparadies.
Doch je weiter der Zellsaft vordringt und je mehr sich die Knospen öffnen, umso grösser ist die Frostgefahr. Eine Blüte erfriert dann, wenn der Zellsaft gefriert. Dabei darf jedoch nicht auf die Lufttemperatur geachtet werden. Es muss die Feuchttemperatur berücksichtigt werden, da diese der Temperatur in der Blüte entspricht. Die Feuchttemperatur ist meist tiefer, so dass der Zellsaft schon gefrieren kann bevor die Lufttemperatur den kritischen Grenzwert erreicht. Die Grenztemperaturen, ab wann die Blüten erfrieren, sind abhängig vom Stadium der Blüte.
Eiszapfen am Baum
Frostberegnung schützt die Apfelblüten vor der Kälte
Wenn die Temperatur im Frühling die kritischen Grenztemperaturen erreichen, schützen wir unsere Apfelblüten mit unserer Frostberegnung. Durch die Frostberegnung wird um den Baum, die Äste, die jungen Blätter und die Blüten eine Eisschicht gebildet. Wenn das Wasser gefriert, wird Wärme freigegeben. Diese Wärme wird innerhalb der Eisschicht gespeichert. Zudem isoliert die Eisschicht die Blüten vor der Kälte. Aus diesen Gründen können die Blüten mit einer Beregnung vor Frostschäden geschützt werden.
Für einen erfolgreichen Schutz der Blüten vor Frost mit der Frostberegnung, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Besonders schwierig ist es, den richtigen Einschaltzeitpunkt zu treffen. Die Frostberegnung muss eingeschaltet werden, kurz bevor die Feuchttemperatur auf die Grenztemperatur absinkt (siehe S. 3). Windet es stärker als zwei Meter pro Sekunde sollte die Frostberegnung nicht eingeschalten werden. Um einen guten Frostschutz sicherstellen zu können, muss in einer kritischen Frostnacht vier Millimeter Niederschlag pro Stunde fallen.
Ist die Frostberegnung eingeschalten, muss diese ununterbrochen laufen. Sie kann wieder ausgeschaltet werden, wenn die Feuchttemperatur ausserhalb des beregneten Bereichs die Nullgradgrenze übersteigt. Kommt es dazwischen zu einem Unterbruch, kann es zu enorm grossen Frostschäden führen. Denn durch den fehlenden Niederschlag wird die Eisbildung gestoppt. Dadurch kann auch keine Wärme mehr freigesetzt werden und die Blüten erfrieren.
Der Frostwecker
Die Wetterstation ist eine wertvolle Entscheidungshilfe
Es ist für uns immer eine grosse Herausforderung, den richtigen Einschaltzeitpunkt für die Frostberegnung zu bestimmen. Unsere Wetterstation ist eine wertvolle Unterstützung bei der Entscheidung, ob wir die Frostberegnung einschalten sollten oder ob wir besser noch etwas zuwarten. Sie gibt uns Informationen über Lufttemperatur, Feuchttemperatur, Blattnässe, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftfeuchte, Niederschläge, usw.
Wichtig ist, dass die Feuchttemperatur nicht unter den vom Blütenstadium abhängigen Grenzwert sinkt. Damit wir den Einschaltzeitpunkt nicht verpassen, ist in unserer Wetterstation ein Frostwecker eingebaut. Wird der eingestellte Grenzwert erreicht (Feuchttemperatur ein Grad Celsius über dem Grenzwert), wird automatisch ein Alarm auf unserem Smartphone ausgelöst. Dann haben wir Zeit aufzustehen und alle anderen Werte (z.B. Windgeschwindigkeit) zu analysieren. Falls die Situation es erfordert werden wir dann die Frostberegnung einschalten.
Technischer Fortschritt
Die Weiterentwicklung unseres Hofes durch Investitionen in unseren Maschinenpark
In den Jahren seit der Umstellung auf den Bio Obstbau haben wir unsere Beerenstauden und unsere Apfelbäume mit viel Liebe und Leidenschaft gepflegt. Die Pflanzen sind gewachsen und haben mit jedem Jahr mehr Früchte getragen. Das heisst auch, dass wir mit jedem Jahr mehr Beeren und Äpfel ernten durften. Zu Beginn haben wir die Äpfel vom Boden mit Pflückkörben geerntet. Doch es kam der Zeitpunkt, wo die Bäume so hoch gewachsen waren, dass wir immer öfters Leitern einsetzen mussten. Das Pflücken von Äpfeln mit Leitern und Pflückkorb ist physisch äusserst anstrengend. Mussten wir die Leitern doch immer hoch und runter gehen und der Pflückkorb wiegt mit jedem Apfel schwerer. Aus diesen Gründen mussten wir uns Gedanken machen, wie wir zukünftig die Äpfel ernten wollen.
Auf der Suche nach passenden Lösungen haben wir die Firma Zucal aus dem Südtirol kennengelernt. Diese Firma stellt nun schon seit über 30 Jahre Obsterntemaschinen her. Erfahrung und Kompetenz war definitiv vorhanden. Zudem hat Zucal als einzige Firma eine Pflückmaschine entwickelt, die in eine Hebebühne umgebaut werden kann. Dies war für uns sehr wertvoll. So konnten wir eine Maschine für unterschiedliche Arbeiten einsetzen. Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, in eine Pflückmaschine von Zucal zu investieren.
Die Pflückmaschine brachte gleich mehrere Vorteile mit sich. Bei der Apfelernte konnten wir die Leitern und Pflückkörbe zu Hause lassen. Die Erntehelfer auf der Maschine pflücken die Äpfel, die hoch oben am Baum wachsen und die Helfer am Boden pflücken alle Äpfel bis und mit Kopfhöhe. Da die Äpfel direkt auf das Förderband gelegt werden, ist das Tragen von Pflückkörben überflüssig geworden. Wir konnten so alle unsere Mitarbeiter entlasten, indem die Arbeit physisch weniger anstrengend war. Spannend zu beobachten war auch, dass die Pflückleistung sich stark steigerte. Wir konnten uns voll auf das Pflücken der Äpfel konzentrieren, ohne dass immer wieder die Leiter neu gestellt oder der Pflückkorb geleert werden musste. Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Pflücken mit der Maschine die Äpfel geschont werden. Die Pflückkörbe mussten behutsam geleert werden, ansonsten entstanden schnell Schäden an den Äpfeln. Bei der Pflückmaschine gab es dieses Risiko nicht mehr. Die Äpfel werden mit Hilfe von Förderbändern schonend in die Kiste gelegt.
Nicht nur bei den Äpfeln war technischer Fortschritt gefragt. Auch für die Beeren war eine bedeutende Investition notwendig. Der Grosshandel stellte bei den Beeren die Anforderung der geschlossenen Kühlkette. Der Grund dafür ist, dass Beeren (insb. Erdbeeren und Himbeeren) sensibel auf Wärme reagieren. Die Qualität der Beeren nimmt ab, wenn diese nach dem Ernten nicht gekühlt werden. Bis 2007 hatten wir keine Möglichkeit die Beeren kühl zu stellen. Aus diesem Grund mussten wir einen Kühlraum bauen. So konnten wir die Beeren, nach dem wir diese gepflückt haben, umgehend in den Kühler stellen. Dadurch können wir unsere Beeren nun in bester Qualität und Frische dem Grosshandel oder direkt den Kunden übergeben. Heute brauchen wir den Kühler auch über den Winter, damit wir die Äpfel für den Hofladen frisch halten können.
Der Kauf des Kühlers und der Pflückmaschine war für uns sehr wichtig und hat sich bewährt. Noch heute sind beide regelmässig im Einsatz und unterstützen uns in vielen verschiedenen Arbeitsschritten. Ein Alltag ohne Pflückmaschine und ohne Kühler wäre für uns nicht mehr vorstellbar.
Gehst du im April bei Sonne aus,
lass nie den Regenschirm zu Haus.
Musik Sonntag
Musikalische Unterhaltung im Kuppelwieser Hofcafé
Auch diesen Monat ist im Kuppel-wieser Hofcafé für musikalische Unterhaltung gesorgt. An den folgenden Sonntagen spielen Ueli Kühne und die Hoggläder lupfige Tanzmusik. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Hoggläder
10. April 2022
Ueli Kühne
Ostern: 17. April 2022